Ergebnisse der Voruntersuchungen

Die Ergebnisse der Voruntersuchungen basieren nicht nur auf den durch das Projektteam ermittelten Daten, sondern auch auf den Daten, die bereits durch Langzeitstudien von öffentlichen Einrichtungen wie dem IGB und IfB, den Naturparks, den Landesämtern und Projekten des WWFs und NABUs veröffentlicht wurden.

 

1. Bestandserfassung der Armleuchteralgenbestände in Seen

Die Ergebnisse der hydrochemischen Untersuchungen zeigten, dass die Wasserqualität, d. h. die chemischen Parameter wie Nährstoffe (Ca-Gehalt von 40mg/l mind. benötigt), die physikalischen Parameter wie pH-Wert (Characeen benötigen in der Regel alkalische Verhältnisse) oder die biologischen Parameter, wie das Abgrasen durch Friedfische, nicht immer den Anforderungen der Characeenbestände vor Ort genügen. Teilweise bedingen die unterschiedlichen Parameter auch einander, bspw. führen erhöhte Phosphorkonzentrationen zu einem verstärkten Phytoplanktonwachstum, wodurch die Lichtverfügbarkeit im Gewässer und somit die Photosyntheseaktivität und damit auch das Wachstum der Characeen eingeschränkt wird.

Die Untersuchungen zu den Beständen von Makrophyten (höhere Gefäßpflanzen), zu denen auch die Armleuchteralgen zählen sowie den Oosporen (befruchtete Oogonien) zeigten, dass sich 2017 viele der Projektseen in einem unbefriedigenden Zustand befanden. Einzelne Seen verloren sogar noch während der Laufzeit der Untersuchungen vollständig ihre Characeenbestände. Bei den Oosporenuntersuchungen konnten im Sediment von 18 der 23 untersuchten Seen Oosporen gefunden werden. Erfreulicherweise erwiesen sich die Oosporen in vielen Seen, in denen aktuell keine Characeen vorkommen, als lebensfähig.

Bild: Zustandsklassen der Projektgewässer (von 1 sehr gut bis 5 sehr schlecht)
2. Ergebnisse zum epiphytischen Aufwuchs auf Armleuchteralgen

Die Untersuchungen in 12 Seen zum periphytischen Aufwuchs erwiesen, dass in einigen Seen die Menge des Periphytons stark mit der Phosphor-Konzentration im Wasser zusammenhängt, d. h. Eutrophierung den Aufwuchs verstärkt (bottum-up-Steuerung). Hier bildeten sich lichtschluckende Pflanzendecken aus, die das Wachstum der Characeen stark beeinflussen. In drei Seen konnte dagegen eine durch erhöhten Fraßdruck von kleinen omnivoren Fischen (Allesfresser) auf sogenannte Grazer (z. B. Schnecken) nachgewiesen werden. Diese Grazer sorgen eigentlich dafür, dass das Periphyton abgefressen wird. Werden diese Tiere jedoch vermehrt bejagt durch die omnivoren Fische, kommt es zum starken Zuwachs von Periphyton und damit zur Beschattung der Characeen. Es zeigte sich zudem, dass in den Seen, in denen ein Rückgang der Characeenbestände dokumentiert wurde, der periphytische Aufwuchs generell höher ist als in den Seen, in denen die Characeenbestände noch in einem guten Zustand sind.

3. Ergebnisse zu den Fischbeständen der Projektseen

Im Jahr 2017 und 2018 wurden in insgesamt 55 Seen Untersuchungen zum Fischbestand durchgeführt, wobei neben klassischen Stellnetzbefischungen nach DIN auch neuartige Methoden (eDNA-Analyse im Wasserkörper und Hydroakustik) alternativ oder auch parallel zum Einsatz kamen. Die verschiedenen Methoden bieten ganz unterschiedliche Ergebnisse, die in ihrer Gesamtheit ein relativ genaues Bild der Fischbestandszusammensetzung, der Biomasse und der Größenklassen liefern.

Die Fischbestandserhebungen zeigen, dass in vielen Seen die Weißfische im Gesamtfischbestand zum großen Teil dominieren. Die direkten und indirekten Auswirkungen der vorhandenen Fischgemeinschaften auf die Characeen können unterschiedlicher Natur sein. Während Rotfedern und Graskarpfen Characeen aktiv fressen, haben Plötzen, Barsche und Rotfedern durch den Fraß von bspw. Schnecken indirekte negative Effekte auf Characeen, da diese Periphyton, also Aufwuchs auf den Algen abweiden. Große Bleie und Karpfen schädigen die Characeen vor allem direkt bei Ihrer Nahrungssuche. Karpfen wurden mit den Stellnetzen nur in einem See gefangen, die eDNA Untersuchungen lieferten jedoch weitere Nachweise für Karpfenbestände in einigen Seen. Für einzelne Seen konnten zudem pflanzenfressende Cypriniden (Karpfenartige) nachgewiesen werden.

Die bei der Hydroakustik-Untersuchung ermittelten Fischbiomassen zeigten nur für zwei Seen auffällig hohe Werte, die deutlich über 100 kg pro ha lagen. Auffallend hier war die sehr unterschiedliche Fischgrößenzusammensetzung in den beiden Seen: Während der eine sehr viele kleine Fische aufwies (die Stellnetzbefischung wies hier vor allem Barsche und Weißfische nach), zeigten die Ergebnisse des anderen an, dass die überwiegende Fischbiomasse in Form von großen Silber- oder Marmorkarpfen vorlag.

4. Exclosureexperimente: Die Fische spielen eine Rolle beim Rückgang der Armleuchteralgen!

Im Jahr 2018 wurden in acht Gewässern jeweils vier Exclosures aufgebaut, wobei jede aus drei Flächen mit je 2 x 2 m bestanden. Die drei Abschnittsflächen jedes Exclosures waren wie folgt aufgebaut:

- Die erste Abschnittsfläche war durch ein sehr engmaschiges Gewebe eingezäunt, sodass keine Fische in diesen Bereich gelangen konnten.

- Die zweite Fläche war mit einem Maschendrahtzaun mit einer Maschenweite von 100 mm abgegrenzt, sodass große benthivore und andere große Fische nicht in den Bereich gelangen konnten, kleine Fische aber schon.

- Die dritte Fläche war an zwei Seiten offen und diente als Kontrollfläche.

Die Exclosures wurden an vegetationsfreien Stellen im Gewässer aufgebaut. In sieben der acht Seen konnten im Jahr 2018 kein Aufwuchs von Characeen in den Exclosures festgestellt werden. Die möglichen Ursachen für das Ausbleiben der Wiederbesiedlung waren vielfältig. An einem See hingegen zeigten sich sehr hohe Bedeckungsgrade von Characeen in den engmaschigen Exclosures, während die anderen beiden Abschnittsflächen fast gänzlich ohne Characeenbewuchs blieben, was darauf hindeutet, dass dort der Bestand an Kleinfischen einen starken Effekt auf die Characeenbestände hat.